Gibt
die katholische Kirche hiermit zu, daß sie "das Ergreifendste,
Erschütterndste, das eine Religion je gedichtet und gesungen hat, in
Wesentlichen nordischem Geiste verdankt, so können wir unsere heutige
Betrachtung nicht vollständig gestalten, wenn wir im Verlauf derselben nicht
auch festzustellen versuchen, was die Kirche denn nun eigentlich dem Norden
verdankt.
Daß
ihre gesamten Brauchtümer vorwiegend auf die nordische Seele berechnet waren,
wissen wir, denn alle ihre Feste und Feiertage sind keineswegs, was doch
eigentlich hätte erwartet werden sollen, südlichen mythologischen Anschauungen
und Naturvorgängen angepaßt, sondern in Sinn und Symbolik ganz unseren
nördlichen Breitengraden angeglichen. Welche außerordentlich klugen Menschen
die frühmittelalterlichen Päpste waren, in deren Adern ja vielfach Goten- und
Langobardenblut floß, geht daraus hervor, daß sie sehr bald schon erkannten,
daß ihre Organisation keinen Bestand haben würde, wenn sie sie nicht in jenem
Volke verankerten, das in seiner sittlichen Tiefe mit Lichtsehnsucht den
günstigsten Ankergrund bot; deshalb die Auswahl reinster nordischer Menschen,
wie Bonifatius-Winfried als Glaubensboten, deshalb die Angleichung aller
Bräuche und Feste an nordische Überlieferung!
Gottesdienst
ist erhöhte Naturerkenntnis. Gottesdienstliche Feiern wie Jul, Ostern,
Sonnwend, sind Erkenntnis des Ewigkeitsgedankens in Zeit und Raum, der Gottheit
im Walten der Natur. Unsere Ahnen sahen in ihrer tiefen Naturverbundenheit das
Walten und Wirken göttlicher Geheimnisse mit weit tieferen Blicken, als das
Zivilisationsprodukt "Mensch" der heutigen Tage es zu sehen vermag.
Wollen wir daher den Sinn der Feiertage unserer Ahnen erfassen, so müssen wir
uns bemühen, uns so weit wie möglich in den Geist und die Anschauungen unserer
Ahnen zu versetzen. Wir werden hierbei finden, daß es sich bei diesen Feiern
nicht um, wie man uns in der Schule vielfach glauben machte, eine Art von
primitiver Magie handelte, die den als Götzen gedachten Göttern persönliche
Vorteile abzwingen will, sondern um das Bestreben, das eigene Selbst in
Einklang zu bringen mit den Gesetzen des ewigen Werdens. Wenn dabei allerdings
von Vielen der Kult weniger tief erfaßt wurde, und an der sinnenfälligen
Oberfläche verebbte, so dürfen wir doch nicht vergessen, daß auch nach 1900
Jahren Kirchenchristentum die Masse der Symbolik der Kirche gegenüber ebenfalls
immer nur auf der sinnlichen Ebene verharrt und niemals tiefer in die eigene
Bedeutung dieser Sinnbilder einzudringen vermochte, niemals deren Heilswirkung
in ihrem Innersten verspürte! Die Schuld daran liegt zu gleichen Teilen an dem
Materialismus der Masse, wie an der Unfähigkeit des Klerus beider Konfessionen,
den Sinnbildern warmes Leben einzuhauchen. -
In
der Urheimat unseres Volkes, dem hohen Norden, erfolgte die Zeitrechnung nach
Wintern. Begann nach den langen Winternächten die Sonne zu steigen, das
Sonnenlicht sich zu mehren, dann trat die Zeit der Sunnmehrung, des Summehr,
d.h. des Summers oder Sommers ein. Die Wiedergeburt des Sonnengottes wurde am
Tage des tiefsten Sonnenstandes, am Jultag, gefeiert. Die Zeit vom Jul zum Hul,
d.h. dem Tag des Aequinoctiums des Lenzes, war ausgefüllt mit symbolischen
Feiern, die sich auf Begrüßung dieses wiedergeborenen Sonnengottes durch Odin,
Thor und Tyr, Feuererneuerung, Neuzeugung der Natur, Verbrennung des Winters in
Asche usw. beziehen. Die Kirche hat diese Feste übernommen als "Heilige
drei Könige", "Lichtmeß", "Fasnacht",
"Aschermittwoch". Hat aber bei unseren Ahnen Odin im Tiefwintermond
als Hangatyr das Selbstopfer in den Zweigen des Weltenbaumes Yggdrasil, als
Erhängter, gebracht und dabei schmerzlich ausgerufen: "Sie reichten mir
nicht Brot noch Met!", so hat die Kirche dieses göttliche Selbstopfer in
die Zeit der Tag- und Nachtgleiche im Lenz verlegt und mit ihm zugleich das
symbolische Opfer von Brot und Wein, das Altarsakrament.
Als
erster Sommertag galt bei unseren Ahnen der Tag, an dem der erste Vollmond nach
dem Aequinoctium in Erscheinung trat; am darauf folgenden Sonntag feiern wir
"Ostern". Wie alle Feste unserer Ahnen ist somit auch Ostern eine
Feier von Vorgängen am Himmel.
In
vielen deutschen Gauen, besonders aber in Süddeutschland, singt die Jugend in
dieses Tagen "Strih, Strah Stroh! Der Sommertag ist do!" Der Tag, an
dem dies geschieht ist nicht überall einheitlich, wie ja viele altüberkommene
Brauchtümer zufolge allmählich bewußt ausgelöschter Kenntnis ihrer wahren Bedeutung
verschoben worden sind. In vielen Gegenden wird unter diesem Singsang eine in
Kreuzesform aus Stroh gefertigte Puppe unter Rutenhieben aus dem Dorf
geschleppt, draußen angezündet und zu Asche verbrannt. Die Asche =
"Ask" bedeutet hierbei im wirklichen Sinne des Wortes
"Wiedergeburt". Die Kirche ließ daher am Aschermittwoch die
"österliche Zeit" die Zeit der Wiedergeburt in Natur und Gottheit
beginnen, hat aber, wie stets bei solchen Übernahmen, den tieferen Sinn
umgedeutet. Der alte Brauch bedeutet also die Auskehrung des Winters, der
Strohzeit, der Zeit der Leere, der Zeit des Todes. Das Leben erwacht von Neuem,
und Freya, die Wächterin des sich immer wieder aus sich selbst erneuernden
Brisingamen, zieht ins Land als die holde Herrin des Frühlings, als OSTARA!
Das
schon eingangs erwähnte "Missale Romanum" sagt hierzu:
"Die
mancherorts üblichen Osterfeuer erinnern daran, daß Gott, das himmlische Licht
und Feuer, das seither erloschen schien, umso heller am Ostermorgen
aufleuchtete. Der Name Ostern kommt nach dem heiligen Beda (gest. 735)
wahrscheinlich von einer altdeutschen Gottheit Astara, Ostara, Eastra, der
Gottheit des strahlenden Morgenrotes, des aufsteigenden Lichtes."
Hier
ist also die Kirche soweit gegangen, daß sie nicht nur im wesentlichen die
nordischen Bräuche, sondern sogar den Namen der nordischen Gottheit mit
übernahm, - ein Beweis dafür, welche überragende Bedeutung dieses Fest bei
unseren Ahnen besaß.
Der
Name Astara, Ostara sagt uns an sich schon, welcher Sinn ihm unterlag:
"Astara" bedeutet "der verborgene, verhüllte Lichtgott".
Die Priester zeigen ihn auf Ostern im verhüllten Kruzifix! "Os tara"
bedeutet an sich das gleiche; nur tritt hier für "A"="Der
Offenbarte", "Os"="Die Offenbarung"! "Os
tara" heißt also "die verborgene Offenbarung". Die Offenbarung
der Gottheit geschieht aber in der Osterzeit durch die Auferstehung des
verhüllt gewesenen Lebens, wie ja auch die Kirche an diesen Tagen unter dem
Leitgedanken steht: "Ich bin die Auferstehung und das Leben!"
Aber
nicht erst in christlicher Zeit ist Ostara um die ganze Erde gewandert: Schon
in den Zeiten, als das Nordland zum ersten ver sacrum rüstete, begann die
Frühlingsgöttin der Arier ihren Siegeslauf um die Erde. Es würde zu weit
führen, ihren Spuren zu folgen; ich erinnere nur an Osiris, Astar-Te und andere
Anklänge.
So
steht also auch noch unser heutiges Osterfest unter dem Zeichen der Göttin
Ostara. Ostara ist aber nur ein Teilaspekt der Göttin Freya, was auch durch den
Hasen, ein ihr geheiligtes Tier, erkennbar wird. Freya ist die Herrin des
Hages, der Sippenhege und alles dessen, was damit zusammenhängt. So ist ihr die
Hasel geweiht, von der die Rute zur Kinderzucht genommen wird, die Harke, mit
der die Ackerkrume erschlossen wird, das Haar als Sinnbild des Wachstums, der
Hase, als Sinnbild der Fruchtbarkeit. Da fällt es denn nun auf, daß am
Osterfeste der Hase plötzlich bunte Eier legt. Wie haben wir uns das zu
erklären? Das schon verschiedentlich herangezogene "Missale Romanum"
sagt: "Das Ei ist Sinnbild der Auferstehung; die Schale bedeutet das Grab:
aus ihr geht ein neues Leben hervor."
Im
gleichen Sinne war auch unseren Ahnen das Ei Symbol; man sprach sogar vom
Weltenei, das in der Mystik des gesamten Altertums, soweit sie unter arischem
Einfluß stand, eine große Rolle spielte, als Kreis mit eingezeichnetem
Mittelpunkte, die ungeoffenbarte Gottheit vorstellend mit dem in punktueller
Funktion auftauchenden Willen zur Offenbarung.
Wenn
nun das heilige Tier der Freya, der Hase, auf Ostern bunte Eier legt, so
bedeutet das: Die Gottheit will sich im Leben offenbaren! Und weil wir als
erstes Zeichen der Offenbarung die Erde mit frischem Grün und den ersten bunten
Wiesenblumen sich schmücken sehen, deshalb erscheinen die Eier bunt gefärbt.
In
einzelnen Gegenden des Alpengebietes, wie jetzt noch im Salzburgischen, in
Steiermark, in Kärnten, teilweise auch noch in Oberbayern, besteht noch hier
und da die alte Einrichtung des "Feuerwartes". Der Sippe dieses
Feuerwartes ist die stets vom Vater auf den ältesten Sohn vererbte Pflicht
auferlegt, ein heiliges Feuer, das seinen Ursprung auf einen Blitz in Urzeiten
zurückführt, Tag und Nacht getreulich unter der Asche wach zu halten als Quelle
für das Herdfeuer der übrigen Dorfbewohner. Diese Dorfbewohner müssen jeweils
ihr eigenes Herdfeuer ein Jahr lang wach erhalten und dürfen es während dieses
Jahres nicht verlöschen lassen. Am Karfreitag wird aber bei allen Dorfbewohnern
das Herdfeuer ausgelöscht. In der Nacht zum Ostersonntag wallen die Hausväter
in schweigendem Zuge zur Wohnung des Feuerwartes, um dort an der ewigen Glut
aus der Urzeit die Flamme für das neue Herdfeuer zu holen, das nun wieder ein
ganzes Jahr genährt wird von der in Urväterzeiten durch das Himmelsfeuer des
Blitzes entzündeten Flamme. In allen diesen Gegenden kennt man auch noch die
Verbrennung der Winterstrohpuppe. Wie alt dieser Brauch ist, zeigt ein Brief
des Papstes Zacharias vom Jahre 751, und zwar bezieht er sich - zugestehend daß
der Brauch in Rom unbekannt war - auf die schon vorchristliche Sitte. Das Feuer
zur Entflammung des Strohs wurde durch Abschlagen von Kieselsteinen erzielt,
und zwar schon zur Zeit des Bonifatius. Die neuen christlichen Gemeinden
weihten dieses Feuer und entzündeten die Osterkerzen daran. Später ist davon
auch an das Volk ausgeteilt worden. An Stelle des den Wintertod vorstellenden
Strohwisches wurde sehr bald der Verräter Judas gepeitscht und verbrannt, und
es ist unverständlich, daß diese Figur, als der Ursinn verloren war, auch in
Holz gefertigt worden ist. Mit der biblischen Legende, wonach bekanntlich Judas
den Tod des Heilandes überlebt und sich dann aus Verzweiflung selbst das Leben
nimmt, stimmt diese vorösterliche Verbrennung des Verräters freilich nicht
überein; aber man wollte eben den alten, unausrottbaren Gebrauch in ein
christliches Gewand hüllen. Besonders stark hat sich die Sitte des Judasfeuers
in Altbayern erhalten, auch wenn zufolge eines kirchlichen Verbotes, keine
eigentliche Figur mehr verbrannt werden darf.
Es
liegt auch in diesem Brauche eine Verquickung zweier verschiedener Mythen vor.
Ursprünglich stellte die verbrannte Puppe den Verräter Balders, den lodernden
Loki vor: Wie Loki den Lichtsohn Balder dem in Kreuzform sich darstellenden
Mistelzweig des blinden Hödur auslieferte, so ist der Heiland von Judas dem
blinden Hasse der Menge und dem Kreuze ausgeliefert worden.
Das
Feuer als Straffaktor, sowie als Segensspender, spielte also in den
Osterbräuchen eine große Rolle. So wurde in verschiedenen Gegenden das Feuer
abseits auf einer Höhe - meist dem ehemaligen Hutberge des Gaues - entfacht;
daran wurden Fackeln oder Holzscheiter entzündet, und dann eilten die Männer
und Burschen damit nach dem irgendwo auf freiem Felde aufgestellten
Judasstrohmann, um ihn in Brand zu stecken; wer zuerst anlangte, ohne daß sein
Feuer verlöscht war, galt als Sieger. Frauen und Mädchen sahen zu, und es gab
großen Jubel. Die Asche streute man bei Sonnenaufgang in ein fließendes Wasser,
oder es wurden auch die Felder zum Schutze gegen Hagelgefahr damit bestreut.
Derartiger Heilszauber hat seinen Grund völlig in germanischen, keineswegs im
kirchlichen Denken. Der Tod als Opfer, wie er hier erschien, war eben ein
Sinnbild der Lebenserneuerung; und weil darauf Gegenstände hinweisen, die beim
Opfer verwendet wurden, oder Rückstände davon waren, galten sie als dem Leben
förderlich, und sie sollten die hemmenden Einflüsse fernhalten, für die das
Opfer gebüßt hatte, fernhalten insbesondere durch die Erinnerung. Die Kirche
hat alle diese Bräuche übernommen, sie aber durch zeitliche Trennung zunächst
ihres Zusammenhanges und dann ihrer tiefsten Bedeutung entkleidet. Es ist aber
hochbedeutsam, daß auch die katholische Kirche am Karfreitag das ewige Licht
und die Kerzen auslöscht, und daß am Karsamstag ein neues Feuer entzündet und
geweiht wird. Dieses Feuer der katholischen Kirche muß nach den liturgischen
Vorschriften aus den Funken eines Kiesel- oder Feuersteines gewonnen werden!
Genau wie dies Papst Zacharias im Jahre 751 in seiner Schilderung des
vorchristlichen Brauches erwähnt. Nach der Auslegung der Kirche bedeutet das
"die Emporschwingung des Lichtes der Welt aus dem Felsengrabe des
verschließenden Steins". Wer sähe darin nicht sofort den nordischen
Ursprung dieses Brauches?
Am
Vortage des Ostarafestes geschah aber nicht nur die Erneuerung des Feuers, sondern
auch die Wasser- und Kräuterweihe. Das Wasser wurde lange als der Urstoff im
All betrachtet, durch den alles lebt. Und so bedeutet die Netzung mit Wasser
eigentlich eine Weihung des Gewordenen aus den Urgründen und die Unterstellung
unter die Urmacht alles Seins: Die Hingabe am Gott. Das ist der letzte Sinn der
Taufhandlung, und ihn finden wir nicht nur wieder im Einstreuen der Judasasche,
sondern auch im Märchenglauben vom Osterwasser. Das Wasser - es muß ein
rinnender Quell sein - versinnbildlicht in der Osternacht das Ursein vor dem
Beginn des Entstehens; es ist Mimirs Brunnen, aus dem Wotan schöpfte gegen
Verpfändung des einen Auges. Wie der Gott durch dieses Untertauchen im Ursein
das Allwissen gewann, so wird auch das Mädchen, das sich mit Osterwasser
wäscht, hellsehend im Bezug auf sein eigenes Geschick, da erkennt es den
künftigen Lebensgenossen, der ihm schon im Vorsein verbündet war, und jetzt in
Warten und Suchen steht, bis die günstige Führung des Geschickes die
Zusammengehörigen neu verbindet. Aber dieses Grundsehen erfordert die völlige
Vertiefung und Hingabe der Seele. Das Baden muß deshalb vor Sonnenaufgang
stattfinden, es muß wortlos geschehen, und die Badende muß dabei ungesehen und
unangesprochen bleiben. Auch darf sie nicht vergessen, sich nach dreimaligem
Untertauchen der aufgehenden Sonne zuzuwenden und einen aus fünf, in anderen
Gegenden aus neun verschiedenen Kräutern (fünf ist die weibliche -Hexen-zahl, 9
sowohl die Zahl der Neun Mütter als auch die Wodanszahl) gewundenen Strauß in
das Wasser zu tauchen und diesen dann über ihrem Haupte auszudrücken. Im Süden
Deutschlands wird diese schöne Brauch noch heute vielfach geübt. Daß er reine
Symbolhandlung ist, wurde dabei leider ganz vergessen; man übt ihn im gröbsten
Sach-Sinne und hat so den ursprünglichen Weihe-Akt zu einer abergläubigen
Handlung herabgewürdigt, die schon manches Mädchen, weil es beim Baden von
unberufenen Augen doch beobachtet wurde, gemütskrank gemacht hat.
Bei
der Wasserweihe wurde ein besonderes Osterbrot, der sogenannte
"Fladen" verteilt. Der Name deutet wie "Fleth" auf Fließen
und damit wohl auf das Wiederfließen des seither zu Eis erstarrten Wassers hin.
Die Wasserweihe, wie die Kräuterweihe, sind ebenfalls in die sinnbildlichen
Handlungen der katholischen Kirche mit übernommen:
Nachdem
am Karfreitag das neue Feuer aus dem Stein erzeugt und die Osterkerze, das
Sinnbild des neu erstandenen Lichtgottes damit entzündet worden ist, folgt nach
der "Präfation", die, wie das Missale Romanum sagt, den
"Lichtopfergedanken" zum Ausdruck bringt, die Rauchweihe: der
Priester fügt 5 Weihrauchkörner derart in die Kerze, daß sie ein Kreuz bilden.
Diese 5 Weihrauchkörner entsprechen den 5 verschiedenen Kräutern, von denen ich
bei Erwähnung des Osterbades sprach. Nach dem Ausklang dieses Aktes findet die
feierliche Wasserweihe statt. Voraus geht die Verlesung von zwölf
Prophezeihungen aus der Bibel, worin die Bedeutung des Wassers in der
Weltschöpfung und der Wiedergeburtsgedanke dargelegt ist. Die Zahl 12 erinnert
an die allen arisch-nordischen Völkern heilige Zahl. Die Wasserweihe, wie die
Kräuterweihe, sind ebenfalls in die sinnbildlichen Handlungen einbezogen und
gipfeln in dem dreimaligen Eintauchen der mit dem neu geweihten Feuer
entzündeten Osterkerze in das Wasser, worauf der Priester dreimal in der Form
des Donarbesens, nicht etwa der des christlichen Kreuzes, über das Wasser
haucht und dazu spricht:
"Descendat
in hanc plenitudinem fontis, virtus spiritus sancti Totamque hujus aquae
substantiam, regenerandi, foecundet effectu".
Zu
deutsch: Es steige in die Fülle dieses Quells die Kraft des heiligen Geistes.
Und befruchte die ganze Substanz dieses Wassers mit der Kraft zur Wiedergeburt.
Dieser
Brauch wird noch heute an jedem Karsamstag in sämtlichen katholischen Kirchen
der ganzen Welt geübt; d.h. mit anderen Worten: an diesem Tage zelebriert die
katholische Kirche in der ganzen Welt einen urgermanischen feierlichen Brauch,
dem der Wiedergeburtsgedanke unserer Ahnen zugrunde liegt!
Daß
es tatsächlich der Wiedergeburtsgedanke unserer Ahnen und nicht der übertragene
Sinn der geistigen Wiedergeburt ist, der den christlichen Mysterien
ursprünglich zugrunde lag, geht auch aus folgendem hervor:
Es
besteht in Süddeutschland, und in etwas abweichender Form auch in Schlesien, noch
ein eigenartiger Brauch, der wohl auch erst später mit dem Osterfeste in
Verbindung kam, das sogenannte "Schmackostern"; in der Regel wird es
am zweiten Feiertage geübt. An diesem Tage gehen die Schulknaben von Haus zu
Haus und tippen mit einem Würzbüschel oder einen kleinen Gerte (vgl. Gerda,
Hertha, die Erdgöttin) die anwesenden Frauen an unter Aufsagung eines
Sprüchleins, das auf ihr Wohlergehen Bezug hat, aber natürlich längst nicht
mehr echt ist. Die jungen Mädchen tun mit den Ehemännern ein gleiches und
erhalten dafür kleine Geschenke. Ursprünglich bedeutet der Brauch das Schlagen
mit der Lebensrute, (die Haselgerte, die der Freya-Ostara geheiligt ist!) also
eine Anregung und symbolische Segnung der ehelichen Fruchtbarkeit, weshalb er
auch innerhalb der Geschlechter wechselseitig vorgenommen wird.
"Schmackostern" wird schon im Jahre 1160 als Osterbrauch erwähnt. In
Franken aber, wo es noch heute mit voller sinndeutlicher Beziehung unter einer
auf den Zeugungswillen hindeutenden Bezeichnung geübt wird, hat es wohl seine
ursprüngliche Stellung im Jahreslauf bewahrt: in der Zeit der großen
Götter-Zeugungsfeste vor dem Fasching, nämlich zwischen Weihnacht und Neujahr.
Die Verquickung dieses Brauches mit dem Osterfeste legt aber einen Gedanken
nahe, der hier erwähnt werden muß:
Die
Lebensrute, mit deren Anschlag der Fruchtbarkeitszauber geübt wird, ist
ursprünglich symbolisch der Dornzweig und damit der Dorn selbst, der in den
eddischen Liedern einmal als Lebensdorn, und ein anderes Mal als Todesdorn
erscheint. Als Lebensdorn hat er phallische Bedeutung; als Todesdorn kennen wir
ihn im Märchen vom Dornröschen als Spindel der Norn, sowie im Märchen von der
"Frau Holle". Er deckt sich hier mit dem Dorn, mit dem Wodan die
ungehorsame Walkyre Brünnhilde in Schlaf versenkt. Es ist also das nämliche
Ursinnbild des Dorns - die Rune thorn - die Tod aus dem Leben und Leben aus dem
Tode zeugt, und somit das Heilssinnbild des ewigen Seins und Werdens darstellt;
gegenüber der Furcht des Menschen vor der Vernichtung seines Wesens durch den
Tod. Lediglich auf dieser Bedeutung des Dorns kann es beruhen, wenn der
todgeweihte Heiland mit Ruten geschlagen und mit einer Dornenkrone gekrönt
wird, und wenn in der Messe die Frage ertönt:
"Ubi
est mors victoria tua?
Ubi
est mors stimulus tuus?"
d.h.:
Tod, wo ist dein Sieg? Tod, wo ist dein Stachel?
Hier
zeigt uns schon das Wort "stimulus" um was es sich dreht; denn
"stimulus" bedeutet Stachel als auch Beleber, Anreger. Das ist eine
Vorstellung, die das Christentum nur aus dem Wortschatze unserer Vorfahren
übernommen haben kann, wo "thorn" zugleich Todesstachel, wie auch
Lebensdorn ist! Ganz ebenso verhält es sich mit den Worten des
Glaubensbekenntnisses: "Abgestiegen zur Hölle; am dritten Tage wieder
auferstanden von den Toten usw." Diese Hölle war ursprünglich nicht der
Ort der ewigen Verdammnis, sondern das Reich der germanischen Todesgöttin Hel,
zu der Balder, der leuchtende Sonnengott, nach seiner Ermordung hinunterfährt,
und in der sich die Toten sammeln bis zu ihrer Wiedergeburt.
Der
Todesdorn, der sie nach Hel befördert, ist auch der Lebensdorn, der sie als
Zeuger aus dieser ver-"hehl"-ten Existenz wieder ins körperliche
Leben geleitet. Daß die Kirche ursprünglich diese Wiedergeburt im nordischen
Sinn im Auge hatte, geht ja daraus hervor, daß Jesus nach der christlichen
Lehre körperhaft wieder von den Toten erstanden ist, und der Glaubenssatz der
Kirche von der "Auferstehung des Fleisches" weißt ebenfalls darauf
hin, daß die Kirche in ihrer esoterischen Lehre den nordischen Wiedergeburtsgedanken
völlig erfasst hat! Es ist also die "Auferstehung" im Sinne unserer
Ahnen, d.h. die Wiedergeburt, die dem Tode des Stachel nimmt, und der finsteren
Hel den Sieg entwindet! Die Kirche lehrt es im Anschluß an einen geschichtlich-legendarischen
Vorgang; unsere Ahnen wußten es aus der natürlichen Gottesoffenbarung, und aus
dem eigenen Erleben, daß auch uns immer tiefer zum Erlebnis werden möge:
Unser
Wesen ist ewig und unzerstörbar in Gott!
Es
erübrigt sich nun noch ein kurzer Ausblick, was uns das Osterfest bedeuten
kann, und wie wir es für uns nutzbar machen können. Der Sinn des Osterfestes
ist Auferstehung des Lebens, ist Lebenserneuerung und die Erkenntnis: Es gibt
keinen Tod! Es gibt nur Übergänge in andere Lebensformen, die wir mit unseren
gegenwärtigen fünf Sinnen zu erkennen nicht in der Lage sind. Nur in stillen,
feierlichen und ganz auf unser Innerstes eingestellten Stunden können wir es
ahnen.
Was
wir aber mit unseren fünf Sinnen erfassen können, ist, daß wir den Gesetzen des
Alls von Ewigkeit her ebenso unterstellt sind, wie unsere Mutter Erde, die
jetzt noch im bräutlichen Schmucke der Ostara prangt. Und diese Gesetze
verbürgen unsere Teilhaberschaft an der göttlichen Ewigkeit! Wir wissen, daß
uns auch in jeder anderen Daseins- und Erscheinungsform eine Aufgabe zufällt;
und wir hoffen, daß uns dazu die richtige göttliche Führung zu Teil werde. Und
ob wir im Reiche Freyas und Ostaras, in dem der Hel oder in dem der Regina
caeli weilen - sie wandelt sich, wie der große Wandler Wodan aus der einen in
die andere und fördert uns, wenn wir uns fördern lassen, in jeder Form, durch
die sie uns führt. -
Und
wie sollen und können wir unser Ostarafest äußerlich gestalten? Aus unserer
kurzen Betrachtung ergeben sich einige eigentümliche Folgerungen:
Wir
finden erstens, daß in teilweise berechtigten, teils auf völliger Unkenntnis
der Zusammenhänge beruhenden Eifern gegen kirchlichen "Formelkram"
die Reformbewegungen innerhalb der Kirche sich gerade auf die Symbolik
richteten, die auf urnordischen Gottesbegriffen beruhte! Nur hieraus können wir
uns die merkwürdige Tatsache erklären, daß im katholischen Westen und Süden
Deutschlands die auf den alten Götterkult zurückzuführenden Volksbräuche sich
bis heute erhalten haben, während sie im gesamten protestantischen Norden zum
Teil völlig in Vergessenheit gerieten, oder, wo sie wieder in Aufnahme kamen,
wie z.B. das Sonnwendfest, erst in den letzten Jahrhunderten aus dem deutschen
Süden und dem skandinavischen Norden wieder übernommen wurden.
Und wir
sehen zweitens, daß, wenn in Amerika, Australien, Afrika und Asien die Anhänger
der katholischen Kirche bei den Ostermysterien auf die Knie sinken, sie diese
Huldigung dem nordischen Geist erweisen, dem nach ihren eigenen Zugeständnis
die Kirche das Ergreifendste und Erschütterndste verdankt, was je den Inhalt
einer Religion ausmachte!
Nordische
Gottesverehrung in ihrer tiefsten Symbolik ist es, was der Kirche ihre
unerhörte Macht über die Gemüter verleiht! Es kann daher für uns nicht
allzuschwer sein, für die Ausgestaltung unserer eigenen Osterfeiern die
geeignete Form zu finden: wir haben nur den in anderer Sinndeute
herübergeretteten Bräuchen wieder den alten Inhalt zu verleihen! Es ist nicht
damit getan, daß wir überlegen lächeln, oder uns entrüstet wetternd gegen die
"abergläubigen Gebräuche" der Kirche auflehnen, sondern wir müssen
ehrlich die Frage prüfen: "Was hat der Kirche eigentlich diese Gewalt über
die Menschheit gegeben?"
Diese
Frage habe ich bereits beantwortet. Lassen wir also einmal ganz
unberücksichtigt, daß es neben der ecclesia orans auch eine ecclesia milians
gibt, und halten wir uns nur die Tatsache vor Augen, daß es, wenn auch wider
ihren Willen und ihre Absicht, die Kirche war, die heute alle Christen der Welt
vor nordischen Mysterien auf die Knie zwingt, sie, der ganzen südlichen Natur
zuwider, nordische Jahreszeiten- Feste feiern läßt, ihnen u.a. nordische Formen
des Gottesdienstes vermittelt, die sich mit dem segnenden Kreuze Donars
bezeichnen läßt - ein Verdienst, daß keine politische oder wissenschaftliche
Bewegung in diesem Ausmaße auch nur annähernd sich zu erwerben vermochte, so
werden wir wohl auch die Wege finden, die wir wandeln müssen, wenn wir in
unserem Volke wiederum Andacht vor den Mysterien der Gottheit wecken wollen:
ein zukünftiger Neugestalter des deutschen Glaubens, darf sich nicht mehr auf
den Boden eines nüchternen und kalten Nützlichkeitsdenkens stellen, der
weihevolle Mysteriendienste oder gar die Ausdruclsmöglichkeiten der Kunst aus
dem Gottesdienst verbannt. Das menschliche Gemüt, und vorab das deutsche,
verlangt Treue gegenüber der Überlieferung der Ahnen, Innerlichkeit und
Schönheit!
Das
deutsche Gemüt will, wenn es an das Göttliche herantritt, nicht kalt-rechnend
vernünfteln, sondern es will im tiefsten Innern erschauern vor den unfaßbaren
Geheimnissen der Schöpfung. Vermögen wir es nicht, diese heiligen Schauer in
ihm auszulösen, dann wird, wie bereits überall ersichtlich auch auf unseren
Altären die "Göttin der Vernunft" Anbetung fordern. Hüten wir uns daher
in Dingen der Gottesverehrung vor solchem und wenden uns der milden, lieblichen
Herrin der Wiedergeburt, der von Blütenduft, Vogelsang und goldenem Sonnenglanz
umwobenen Göttin der Auferstehung, der alles bezwingenden OSTARA zu!
Ulrich von der Vogelweide
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